Die Folgen eines solch dramatischen Unglücks bleiben für Generationen.

Katharina K. | Ehefrau, Mutter und Schwester

 

Der Unfall und seine Folgen sind elementarer Bestandteil ihres Lebens geworden. Katharina K. verlor ihren Ehemann, ihren Sohn und ihren Bruder, weil ein Bekannter zu schnell fuhr und die Kontrolle über sein Auto verlor.


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Im Jahr 2016 starben in Deutschland 3.214 Personen bei Verkehrsunfällen. Bei jedem Todesfall zerbricht mehr als ein Leben. 113 Menschen sind im Durchschnitt betroffen, wenn ein Mensch bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt: elf Familienangehörige, vier enge Freunde, 56 Freunde und Bekannte sowie 42 Einsatzkräfte wie Rettungssanitäter oder Polizisten. 

„Es war der 13. August 2005.“ Dieses Datum wird Katharina K. niemals vergessen. Ebenso wenig wird die 47-Jährige je vergessen, was sie an diesem Tag gemacht hat. „Wir haben die Taufe für unsere drei Kinder vorbereitet. Da gab es viel zu tun“, sagt sie. Dabei streicht sie eine Strähne ihrer langen, blonden Haare aus der Stirn. Der Tag spielt sich vor ihren Augen ab.

Als die Familie einem Bekannten morgens zu einem Ausflug mit dem Auto abgeholt wurde, blieb sie mit den 2-jährigen Zwillingsmädchen zu Hause. „Gegen 17 Uhr hat dann die Polizei geklingelt“, erinnert sich Katharina K. Der junge Polizist konnte ihr nicht in Augen schauen, als er die Nachricht überbrachte. Katharina K. fiel in ein tiefes Loch. Der Boden unter ihren Füßen war von einer Sekunde auf die nächste verschwunden. Wut, Angst, Trauer, Tränen, Ohnmacht. „Die Schmerzen waren überall“, sagt sie.

„Ich bin in den Wald gefahren und habe geschrien, weil ich so wahnsinnige Schmerzen im Körper hatte. Ich wollte sterben. Obwohl meine Kinder ja noch da waren, hatte ich den Drang, meinem toten Sohn zu folgen. Die Schmerzen im Körper waren unerträglich“, beschreibt Katharina K. die Zeit nach dem Unfall. Sie hat sich für lange Zeit in Therapie begeben. Sie hat in den Jahren nach diesem Schicksalsschlag viel über den Tod, über den Verlust und wie man diesen Schmerzen begegnen kann, gesprochen. „Darüber zu sprechen, ist der beste Weg der Verarbeitung.“ Mittlerweile arbeitet Katharina K. als Therapeutin. Sie hilft anderen Menschen mit Traumata umzugehen.

Die Konfrontation mit dem Verlust ihrer geliebten Menschen ist privat und beruflich stets präsent. Auch für ihre beiden Töchter, die damals zwei Jahre alt waren, ist es ein Trauma. Inzwischen sind sie in der Pubertät. Ihren Vater kennen sie fast nur von Fotos. „Die beiden haben mitbekommen, dass ihr Bruder nicht mehr da ist, dass Papa nicht mehr da ist und dass ihre Mama diese Verluste nicht stemmen kann“, sagt Katharina K.

Inzwischen haben Katharina K. und ihre Töchter den Unfall verarbeitet. Mit den Folgen haben sie sich weitestgehend arrangiert. Das Unverständnis für die Ursache, für die Leichtfertigkeit und das unnötige Risiko bleiben. Der Unfall, der ihr den Mann, den Sohn und den Bruder nahm, wäre vermeidbar gewesen. Der Unfallverursacher hatte sich völlig überschätzt. Er war mit seinem stark motorisierten Auto gerast, hatte in einer Linkskurve schließlich die Kontrolle verloren und war gegen einen Baum gefahren. Das Auto fing Feuer. Alle Insassen bis auf den Verursacher starben.

Heute Autofahrer zu sehen, die unangepasst fahren, die andere und sich selbst gefährden, macht sie wütend. „Es ist mir wirklich wichtig, an die Menschen zu appellieren, achtsamer Auto zu fahren. Wenn ein Kind stirbt, ist das der schwerste Schock für eine Mutter. Dieser Schmerz wird nie verheilen. Und deshalb ist es mir wirklich wichtig zu sagen: Runter vom Gas.“

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Unangepasste Geschwindigkeit ist die Ursache Nummer eins für Verkehrsunfälle mit Todesfolge. Im Jahr 2016 kamen rund 1.100 Menschen bei Geschwindigkeitsunfällen ums Leben. Damit starb etwa jeder Dritte aller im Straßenverkehr Getöteten bei Unfällen aufgrund unangepasster Geschwindigkeit.

Quelle: Destatis 2017